Standards im Training: Die Borg-Skala (RPE)

Standards im Training: Die Borg-Skala (RPE)

Standards im Training

Die Borg-Skala (RPE)

Fast alle Sportler die heutzutage ambitioniert trainieren, trainieren nach Parametern wie z.B. Herzfrequenz, Leistung (Watt) oder Pace (Geschwindigkeit) und generieren so wertvolle Daten zur Auswertung von Trainings- und Wettkampfleistungen.

Was dabei häufig vergessen wird, und manchmal sogar verloren geht, ist das eigene Körpergefühl. Zum einen gibt es einem Sicherheit, wenn mal die Technik ausfällt, zum anderen, und das ist oft noch wichtiger, hilft es einem die gesammelten Daten überhaupt erst bewerten zu können. Mit der Borg-Skala haben Sportler ein wichtiges Instrument in der Hand um ihr subjektives Anstrengungsempfinden auf einer einfachen numerischen Skala zu bewerten und damit ihrem Trainer und sich selbst wichtiges Feedback zum Training und Wettkampf zu geben.

Die Borg-Skala (RPE) bewertet das subjektive Anstrengungsempfinden einer erbrachten Leistung. In den modernen Online-Tools zur Trainingsdatenverwaltung (TrainingPeaks, TodaysPlan, etc.) wird die neueste Borg-Skala mit Werten von 1-10 benutzt, weswegen diese Skala hier vorgestellt werden soll.

Modifizierte Borg-Skala

0Ruhe
1Sehr leicht
2leicht
3mäßig anstrengend
4etwas anstrengend
5Anstrengend
6
7Sehr anstrengend
8
9Sehr sehr anstrengend
10Maximal Anstrengung, Abbruch

Wenn man beginnt die Borg-Skala zu nutzen, kann man sich diese nach jedem Training noch einmal anschauen und die absolvierte Einheit als ganzes oder auch Teile davon (sinnvoll bei Intervallen) für sich anhand der empfunden Anstrengung bewerten.

Vorteile der Borg-Skala 

Was die Borg-Skala so wertvoll macht ist, dass sich das Anstrengungsempfinden als solches im Erwachsenenalter nicht verändert, was z.B. für Werte wie Herzfrequenz oder Vo2max nicht gilt.  Das heißt, eine Leistung die ein 25-jähriger mit z.B. einer 8 bewertet, ist gefühlt die gleiche Anstrengung, die ein 60-jähriger mit ebenfalls einer 8 bewertet. Auch wenn objektive Daten, wie z.B. die Leistung völlig voneinander abweichen. 

Die Skala ist dabei einfach zu handhaben. Jeder der diese einmal gesehen hat, kann sie verstehen und benutzen. Damit wird sie sehr gut akzeptiert und weist aufgrund der Einfachheit gleichzeitig eine hohe Validität auf. 

Für die Praxis ist dies von großem Nutzen, da mit Hilfe der Borg-Skala Leistungszuwächse aufgedeckt werden können (z.B. wenn die gleiche Leistung sich wiederholt leichter anfühlt als in früheren Einheiten), frühzeitig negative Veränderungen wie Übertraining, beginnende Infekte und ähnliches sichtbar gemacht werden können (z.B. wenn die gleiche Leistung sich schwerer anfühlt), Ausbelastungen erfragt werden können sowie Rennen und Intervalle gesteuert werden können.

“Empfindungen sichtbar machen und darüber sprechen, hilft Potentiale zu erkennen und zielgerichtet zu entwickeln. Die Borg-Skala ist ein essentielles Hilfsmittel dafür.”

Fazit:

Die regelmäßige Dokumentation und Bewertung aller Trainingseinheiten und Rennen mit Hilfe der Borg-Skala ist somit ein entscheidendes Hilfsmittel um das Training effizient zu gestalten, Optimierungen frühzeitig vornehmen zu können und variabel auf sich ändernde Rennsituationen reagieren zu können.

Fang am besten heute damit an, die Borg Skala zu nutzen.

Literatur:

  1. Borg G.: Brog‘s perceived exertion and pain scales. Human Kinetics, Champaign II., 1998
  2. Borg G Anstrengungsempfinden und körperliche Aktivität. Deutsch. Ärzteblatt 101 (2004) A1016-1021

Standards im Training: Die Borg-Skala (RPE)

The Überbiker Blog – Challenge Daytona

The Überbiker Blog – Challenge Daytona

The Überbiker Blog – Challenge Daytona

Hier ist er nun, mein erster richtiger Beitrag auf dem Überbiker Blog und eigentlich wollte ich mit ein paar Basics der Trainingslehre anfangen, damit ihr 2021 euren schnellsten Radsplit hinlegen könnt, den ihr je gefahren seid und danach im Ziel vor Freude nur so strahlt.

Aber jetzt, mittlerweile 4 Wochen nach der Challenge Daytona, spreche ich noch immer mit so vielen von euch über dieses Rennen, dass ich nicht anders kann, als darüber zu schreiben. Was war das ein geiles Rennen!

Lange hat mich kein Rennen mehr so gefesselt. Klar fehlte Kona dieses Jahr und das Flair dort ist schwer zu überbieten. Aber dieses Rennen in Daytona, dieses Kämpfen am absoluten Limit, das war die Essenz von unserem Sport. Das war Adrenalin. Das war Gänsehaut. Das war für mich der Grund warum ich Triathlon mache.

Ich werde oft gefragt, wie ich das Rennen einschätze, warum es so viele Ausfälle mit Krämpfen gab und wie die hohe Leistungsdichte in dem Rennen zu erklären ist. Ich mag euch teilhaben lassen an meinen Gedanken und überlegen, was man aus dem Rennen lernen kann. Egal ob Agegrouper oder Profi, man kann immer etwas lernen, und lernen macht erfolgreich. Also lasst uns eintauchen in einen überraschend spannenden Radsplit.

Ich habe nicht vor, noch einen von diesen massenhaft auftauchenden Berichten über Wattwerte zu schreiben. Ja, die 4,8 Watt/kg über die ganze Strecke ist ganz schön beeindruckend von Gusatv Iden. Da ziehe ich auch meinen Hut. Aber lernen kann man für sich selber daraus erstmal nix. Außer vielleicht der Erkenntnis, dass die Jungs und Mädels wohl ein Stückchen fitter sind als die meisten von uns. Also lasst uns schauen, was wir aus diesem Rennen für unsere nächsten Rennen mitnehmen können.

Die Strecke

Etwas, das mich am meisten, selbst bei Profitriathleten überrascht ist, dass diese oft mit einer erschreckend schlechten Streckenkenntnis an den Start gehen. Das gleiche gilt auch für Agegrouper, die sich etwas vorgenommen haben. Wenn ich mit Profis an der Strecke bin, halte ich es immer wie die Radprofis. Die Strecke wird genauesten erkundet und die Athleten werden gebrieft. Ich muss alles wissen: Wie ist der Asphalt? Wo sind Abfahrten, Kurven, wo sind Schlaglöcher oder Scherben und wo muss ich meine Linie anders wählen? Selbst kleine Vorteile muss ich mitnehmen, z.B. muss ich darauf achten, dass ich dort fahre wo der Asphalt durch die Autoreifen etwas abgefahrener ist, da dort der Rollwiderstand geringer ist und weniger Schmutz das Risiko eines Defektes bringt. Nun, all diese Infos waren auf dem Speedway durch die dort absolvierten Trainings der Profis diesmal für alle vorhanden und aufgrund der Strecke lange nicht so relevant wie auf anderen Strecken. Nizza oder Hawai‘i benötigen da sicher eine ganz andere Vorbereitung. Und doch gibt die Strecke die Trainingsinhalte in den Monaten vor dem Rennen exakt vor und das aus folgenden Gründen:

Die Schwierigkeiten liegen in Daytona sicher ehr in der hohen Konzentrationsfähigkeit, die diese Strecke abverlangt, der bedingungslosen Ausrichtung auf Aerodynamik und der Tatsache, dass der Asphalt auch Hitze abstrahlt und die Temperaturen so ein relevanter Faktor werden können. Das klingt vielleicht erstmal abstrakt, also was genau meine ich mit Konzentrationsfähigkeit, Aerodynamik und Temperaturen?

“Etwas, dass mich am meisten selbst bei Profitriathleten überrascht ist, dass diese oft mit einer erschreckend schlechten Streckenkenntnis an den Start gehen.”

 

Chris Decker

Konzentrationsfähigkeit

Hier gibt es verschiedene Aspekte zu beachten, da bei diesem Rennen schon im Vorfeld damit zu rechnen war, dass extrem hart gefahren werden würde. Aufgrund der schnellen Strecke ist die Challenge Daytona in der Spitze genau ein Mittelding aus olympischer und Mitteldistanz und somit sollten die Kurzdistanzler dort, gerade nach dem Schwimmen, den Ton angeben. 

Leistungsbereich

Es wird also in einem Leistungsbereich gefahren werden, der nicht weit weg ist von der anaeroben Schwelle (zu dem Thema „Schwelle“ oder Trainingszonen wird sicher auch noch ein Blog kommen). Dieser Bereich ist aber extrem gefährlich, da Stoffwechselprozesse ab diesem Punkt nicht mehr dauerhaft auf diesem hohen Niveau aufrechterhalten werden können. Das bedeutet, ich darf nicht zu schnell fahren und muss mich auf meinen Poweroutput konzentrieren. Für Profis und ambitionierte Agegrouper auf der Strecke bedeutet das, dass vorher die vorgegebene Wattzahl anhand der Renndauer und der bei dieser Leistung möglichen Kohlehydrataufnahme kalkuliert wird. Ziel muss es sein, mit für den anschließenden Lauf ausreichend gefüllten Kohlehydratspeichern in T2 anzukommen. Nun wird auf dieser einfachen Strecke ein Wattwert bzw. eine enge Range als Zielvorgabe vorgegeben und das Ziel ist diese, praktisch wie im ERG-Mode auf der Rolle abzufahren. Ausnahmen gibt es für Überholmanöver, denn hier muss ich kurzfristig die Leistung erhöhen und taktische Belange, wo ich z.B. in der Gruppe auf einer Position fahre um Energie zu sparen und keine Führungsarbeit machen will. Warum das so relevant ist, erkläre ich gleich im Bereich Aerodynamik. Übrigens ist das wirklich sehr einfach auf dieser Strecke, wohingegen die grandiose 70.3 WM Strecke von Nizza da mit ihren vielen Anstiegen, vielen Kurven, Abfahrten und wechselnden Winden ganz andere Vorgaben benötigt.

Wer jetzt sagt, das ist doch dann nicht mehr schwer, der denkt am besten Mal an Alistair Brownlee. Ich behaupte er hat das Rennen verloren, weil er auf dem Rad diese Aufgabe entweder nicht konsequent umgesetzt hat oder im Vorfeld nicht genau definiert hat.

Linienwahl 

Zusätzlich verlangt die monotone Strecke eine enorme Konzentrationsfähigkeit für die Ideallinie. Auch im späten Verlauf des Radsplits muss diese noch getroffen werden. Ich darf nicht nach innen in die Pylone abweichen, da ich sonst einen Sturz riskiere, ich darf aber auch nicht zu weit außen fahren, da ich sonst zu viel Strecke fahre und damit Zeit verschenke. Um das mal an einem Bild deutlich zu machen, das jeder kennt: Wenn ich auf einer 400m Leichtathletik-Bahn fahre, dann ist die innerste Bahn 7,037m kürzer als die zweitinnerste Bahn. Dabei liegt nur 1,22m Bahnbreite dazwischen. Das sind 1,75%. Im Spitzensport unterscheiden schon geringere Werte über Sieg oder Niederlage.

Verpflegung

Last but not least, muss ich mich auf meine Ernährungstrategie konzentrieren, damit die vorher berechneten Kohlehydrate auch wirklich aufgenommen werden können. Ich habe also in einem definierten Rythmus Verpflegung zu gewährleisten und diese auch konsequent einzuhalten.

Auch das klingt leicht, aber auch hier wurde eine Topplatzierung verschenkt. Der ästhetisch schönste Radfahrer Magnus Ditlev mit dem schnellsten Bikesplit des Tages hat über die Verpflegung sicher eine Top 10 Platzierung verspielt. Ich bin aber sicher, dass er in seinem jungen Alter daraus gelernt hat. Was Aerodynamik angeht können aber ganz viele von ihm lernen.

Als Athlet muss ich also bei der Challenge Daytona oder anderen Rennen auf Speedways versuchen einen möglichst konstanten Leistungsoutput in einem definierten Bereich treten, dabei Ideallinie fahren und meine Verpflegungstrategie konsequent einhalten. Wie schwer gerade letzteres ist, hat sicher jeder schon einmal in Trainingseinheiten gemerkt, bei denen man später zitternd zuhause ankam. Zumindest mich musste da schon mal die ein oder andere Tankstelle retten. Und genau das sind Lehren für die wichtigen Rennen.

Aerodynamik

Da die Strecke keine relevanten Schwierigkeiten im Sinne von Anstiegen, Abfahrten oder Seitenwindpassagen hat, in denen die Position gewechselt werden kann oder muss und gleichzeitig ein Mindestabstand von 20m zum Hinterrad des Vordermannes gewährleistet sein muss, ist sowohl die Aerodynamik des Rades und noch  mehr die des Fahrers der ausschlaggebende Faktor.

Bei 50 km/h sind 90% dessen was an Leistung erbracht werden muss dafür nötig um den Luftwiderstand zu überwinden. Lionel Sanders – ich bin ein Fan von ihm – fuhr knapp über 48km/h. Wir können diese Werte also als gegeben nehmen. Die wichtigste Aufgabe ist es also den Luftwiderstand an den Komponenten Rad und Fahrer zu reduzieren.

Rad

Auf Einstellungen des Lenkers etc. komme ich zu sprechen, wenn wir über die Position des Fahrers reden. Will ich auf einem Speedway herausragendes erreichen, dann kann ich am Rad schon ein paar Tuningmaßnahmen vorwegnehmen.

Der Rahmen ist sicher bei den meisten Sportlern nicht austauschbar und nur einmal vorhanden. Aber auch hier kann ich darauf achten, dass – falls noch aussenverlegt- die Züge sauber geführt sind und keine extra angebrachte Taschen stören. Die Flaschenhalter sollten im Rahmendreieck aerodynamisch sein. Flache Flaschen haben sich hier bewährt. Zu beachten ist allerdings, dass diese schlecht aufgefüllt werden können. Deswegen nutze ich diese Flasche gerne als Gelflasche. Hinter dem Sattel angebrachte Flaschenhalter sollen möglichst flach angebracht werden. So benötigt das Greifen der Flasche zwar ein wenig Übung, aber dafür ist der Strömungsabriss hinter dem Sattel deutlich geringer. Wer noch kein integriertes Trinksystem hat, kann dies nachrüsten. Hersteller wie Profildesign bieten hier Lösungen an, die Lenker und Trinksystem aerodynamisch optimieren und aussenverlegte Züge verdecken. Sicher ein Preis-Leistungstipp für ältere Bikes.

Am beliebtesten zum „tunen“ sind sicher die Felgen. Hier spielt Gewicht kaum eine Rolle, deswegen ist hier hinten zu einer Scheibe und vorne je nach Windverhältnissen zu einer 90mm Felge zu raten. Bei den Reifen ist darauf zu achten, dass die Reifenbreite auf keinen Fall mehr als 5mm breiter ist als die Felge um aerodynamische Nachteile zu vermeiden. Dies ist ein nicht hoch genug zu bewertender Faktor. Im Falle der Challenge Daytona und dem guten Asphalt, würde ich darüber hinaus noch zu reinen Rennreifen raten, bei denen der Rollwiderstand gegenüber dem Pannenschutz optimiert ist.

Für die Highendtuner sind im Bereich der Schaltung auch noch ein paar Kleinigkeiten zu optimieren. Ideal ist auf einem solch einfachen Kurs eine 1×12-fach Schaltung und die Übersetzung so zu wählen, dass die Kette bei dem dauerhaft benutzten Gang möglichst gerade läuft. Auch die Schaltmöglichkeiten sollten sich in den Aerogriffen befinden, damit die Position im Gegenwind nicht geändert werden muss. Weiterhin bieten sich aerodynamisch optimierte Pedalen an. Hier ist ganz klar Speedplay das schnellste System, wenn meine Wattmessung in den Kurbelarmen stattfindet.

Fahrer

Hier liegt das größte Potential für aerodynamische Vorteile verborgen und ich hatte es schon einmal erwähnt, Magnus Ditlev saß hier so perfekt und ruhig auf dem Rad, dass es eine Freude wahr im zuzusehen. Das war Zeitfahren in Perfektion. Das war Ästhetik. Eine perfekte Symbiose aus Fahrer und Rad.

Und genau darum geht es. Es muss eine perfekte Symbiose aus Fahrer und Rad werden. Deswegen kann ich hier auch nicht schreiben, setzt euch so oder so aufs Rad und dann sitzt ihr perfekt. Die perfekte Symbiose ist für jeden Fahrer anders.

Die Aufgabenstellung heißt also, dass ich mich so aufs Rad setzen muss, dass ich so aerodynamisch wie möglich auf dem Rad sitze UND diese Position über die Renndistanz halten kann. Hier gab es bei der Challenge Daytona mehrere Ausfälle mit Krämpfen und das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Position aerodynamisch zu aggressiv war, bzw. die Haltemuskulatur nicht ausdauernd und leistungsfähig genug.

Also das erste Learning hier ist, dass zu Aerodynamik auch Flexibilität, Stabilität und Kraft dazugehört. Faktoren die im Agegroupbereich oft auch wegen der Kompromisse aus Arbeit, Familie und Training gerne zu kurz kommen. Hier lohnt es sich, auch wenn dann Abstriche beim Ausdauertraining gemacht werden müssen, zu investieren.

In einer unveränderten aerodynamischen Position, die bei der Challenge Daytona unabdingbar ist, werden immer die exakt gleichen Muskeln zur Leistungserbringung rekrutiert. Auf anderen Strecke, wo ich auch mal im Basebar oder gar Wiegetritt fahre, kann ich Entlasten und Erholen. Auf einem Speedway ist das im Kampf um die Spitze unmöglich. Und auch wenn ich persönlich die Strecke todlangweilg fand, war sie körperlich eine der brutalsten die ich je gesehen habe und zwar genau aus diesem Grund.

Ich muss also Kraft und Stabitraining für die Haltearbeit machen, Stretching und Yoga für die Flexibilität und Rennsimulationen für das spezifische Training. Ein Rennen auf einem Speedway kann ich nicht ohne konsequentes Zeitfahrtraining starten.  Gerade in der aktuellen Saisonvorbereitung, wie dies in Europa und Nordamerika gerade der Fall ist, lohnt sich dieses Training um dann, wenn die Rennen anstehen, noch schneller zu sein.

Wenn die Position gefunden ist, die ich also aerodynamisch so fahren kann, dass ich sie halten kann, startet die weitere Optimierung und das sind Helm und Einteiler. Diese sollten an die Körperhaltung angepasst werden. Grundsätzlich hilft es den Kopf runter und nach vorne zu nehmen, was die muskuläre Haltearbeit allerdings auch nochmal anspruchsvoller macht. Auch hier lohnt das entsprechende Training, damit der Helm seine Vorteile ganz ausspielen kann. Ein Anzug wird im Idealfall maßgeschneidert und nicht von der Stange gekauft, da hier jede Falte einen Nachteil bedeutet. Mittlerweile gibt es hier gute Anbieter zu vertretbaren Preisen.

Wie gesagt, Ditlev war auch hier super schön anzusehen und bei den Frauen war Lisa Norden sehr gut positioniert. Aus Marketinggründen sind auch bei den Frauen die knappen Outfits einer Holly Lawrence genial und ästhetisch anzusehen, aerodynamisch aber klar im Nachteil zu den längeren Ärmeln und Beinen der TriSuits, da diese die Luft weniger verwirbeln als nackte Haut.

Apropos nackte Haut. Liebe Männer, rasierte Beine und Arme machen auch einen Unterschied, sind dabei bei manchen Frauen auch optisch sehr beliebt und besser zu massieren. Von der besseren Heilung bei Stürzen ganz abgesehen. Also nehmt den Rasierer zur Hand. Das gilt übrigens nicht nur für Rennen wie die Challenge Daytona.

Temperaturmanagement

Wer nach Hawai’i fährt, der macht sich im Vorfeld viele Gedanken darüber, wie mit der Hitze auf dieser Vulkaninsel umzugehen ist. Aber Daytona? Auch hier ist das zu beachten, was gerade auf Rennstrecken oft zu beobachten ist, insbesondere bei denen, die wie ein Speedway von Zuschauertribünen umgeben sind.

Der Asphalt ist allein mit seiner dunklen Farbe in der Lage die Strahlungsenergie der Sonne gut aufzunehmen, das bedeutet er heizt sich auf und strahlt damit auch wieder Wärme ab. Ein physikalisch völlig normales Phänomen, das jeder Körper ab 0,1 Grad Kelvin macht. In Verbindung mit den Tribünen, die den kühlenden Wind von den Sportlern abhalten bzw. diesen reduzieren, wird die Temperatur jedoch relevant.

Habe ich Sonneneinstrahlung von oben, die auf den Sportler wirkt und die von dem Asphalt abgegebene Wärmestrahlung wird auch der Körper des Sportlers weiter mit Hitze belastet. Hitzebelastung ist aber bei sportlicher Belastung bereits ausreichend vorhanden, da der Körper einen sehr schlechten Wirkungsgrad hat. Nur rund ein Viertel der eingesetzten Energie wird in Kraft umgewandelt, der Rest wird als Abwärme frei, die wiederum abgegeben werden muss, damit der Körper nicht überhitzt. Kommt jetzt noch die Wärmestrahlung vom Asphalt dazu und eine reduzierte Stirnfläche, auf die kühlender Wind einwirken kann, sowie ein ggf. aerodynamisch optimaler Helm, der aber nicht optimal belüftet ist, so wird der Körper mit zusätzlichem Hitzestress belastet.

Der Körper hat nun vier Wege seine Kerntemperatur zu regulieren, was der Sportler möglichst effizient unterstützen sollte, denn zu stark steigende Kerntemperaturen beeinflussen die Leistungsfähigkeit negativ.

Der Körper kann Hitze ebenfalls über Strahlung abgeben. Dies funktioniert jedoch umso schlechter, je wärmer die Umgebungstemperatur ist.

Dort wo der Körper Kontakt zu einem festen Gegenstand hat, kann er die Wärme auch über Konduktion, die sogenannte Wärmeleitung abgeben. Ein Beispiel, dass sicher viele schon gesehen haben ist, wenn die Athleten beim IRONMAN auf Hawaii Eis unter die Kleidung packen um sich zu kühlen. Der Haupteffekt hier ist die Wärmeleitung. Der Hinweis sei erlaubt, dass die Kühlung hierbei übrigens am effizientesten an den Handinnenflächen ist, wenn das kalte Schmelzwasser über die Arterien am Handgelenk abfließen kann. Eis unter der Kappe oder unter dem Helm ist deutlich weniger effizient und mit Risiken behaftet.

Weiterhin wird Wärme über Konvektion abgegeben. Durch die verbesserte Durchblutung der Hautoberfläche wird die Luft an dieser erwärmt und gleitet nach oben ab. Dadurch kommt immer kühlere Luft nach und der Prozess beginnt von vorne.

Der effizienteste Faktor ist jedoch die Verdunstung. Die hauptsächlich durch Schwitzen ermöglicht wird, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist (häufig ein Faktor in der schwülen Luft von Kona). Damit ich möglich effizient verdunsten kann, bietet sich ein Trisuit an, der den Schweiß gleichmäßig verteilt und damit die Oberfläche die bedeckt ist vergrößert. So kann mehr Flüssigkeit verdunsten und dem Körper mehr Wärme entzogen werden.

So wichtig dieser Prozess ist, so groß ist gerade bei den hohen Intensitäten einer Challenge Daytona das Risiko. Durch die hohe Intensität ist der Magen-Darm-Trakt schlechter durchblutet und die Aufnahmefähigkeit von Flüssigkeiten und Nährstoffen begrenzt. Gleichzeitig ist die Temperatur aufgrund der verhältnismäßig hohen Intensität stark erhöht und muss ausgeglichen werden. Bei hoher Schweißrate entsteht hier ein Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Beides Dinge die leistungsmindernd sind. 

Vor dem Rennen muss ich also zum einen meine Schweißrate bestimmen um sicher zu sein während des Rennens ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen (auch das muss bei entsprechender Intensität trainiert werden), zum anderen muss ich den Elektrolytverlust ausgleichen. Um diesen möglich niedrig zu halten, ist es sinnvoll vorher unter Hitze zu trainieren, da der Körper bei Klimaveränderung erst mit erhöhter Schweißrate reagiert und erst im weiteren Verlauf die darin enthaltenen Elektrolyte ein wenig reduziert.

Fazit

Wer schnell sein will, muss den Kurs kennen und auch ein auf den ersten Blick „langweiliger“ Kurs hat seine Tücken. Viele Sportler suchen sich ihre Rennen nach einem Rennkurs aus, der ihnen liegt bzw. ihren Stärken entspricht. Aber die wenigsten optimieren ihr Training und ihr Rennen konsequent danach.

Vielleicht eine gute Gelegenheit dies noch zu tun. 2021 ist noch jung.

Kette rechts,

Euer Chris

The Überbiker Blog – Challenge Daytona

No races. No Problem.

No races. No Problem.

No races. No problem.

30

July, 2020

By Astrid Stienen

Im Augenblick kommt gefühlt jeden Tag eine Rennabsage rein. Sei es für den Herbstmarathon, die IRONMAN-Weltmeisterschaft im Februar oder die auf den Herbst verschobenen Grand Fondos. Als Sportler, der sich auf sein Event vielleicht schon über ein Jahr gefreut hat und auf das man mit viel Hingabe trainiert, fühlt man sich orientierungslos. Manchmal allein gelassen oder gar demotiviert. Neue Wettkämpfe: Nicht in Sicht. Ohne Alternativen könnte die Zeit bis Wettkämpfe wieder möglich sind langweilig werden.

Motivation

Wettkämpfe sind für viele Sportler die Motivation zu trainieren. Die Beweggründe sind so vielfältig wie wir als Menschen sind. Die Einen wollen ein Event genießen, sei es wegen der Landschaft, der Menschen oder der Organisation. Der Andere möchte für sich selber etwas erreichen und eine neue Distanz schaffen. Der Nächste sucht den sportlichen Wettkampf mit anderen oder will seine Grenzen ein Stück weiter schieben. Die Gründe ließen sich unendlich fortsetzen. Dabei ist jeder Beweggrund als solcher wunderschön und hat seine Berechtigung.

Dass Motivation auch anders besetzt sein kann, hat Janine Jung letzte Woche sehr schön in Ihrem Blogbeitrag beschrieben. Janine hat die fehlenden Wettkämpfe und die Einschränkungen durch Corona für sich sehr positiv genutzt und tolle Anregungen gegeben.

Was aber, wenn es konkretere Ziele sein sollen? Welche Ideen gibt es dann? Wir haben für euch einige Ideen zusammengetragen.

Virtual Racing is possible everywhere

Photograph by Christian Decker

Virtual Racing

Für alle die sich gerne mit anderen messen möchten, geht das zu fast jeder Tages- und Nachtzeit. Insbesondere Lauf- und Radevents finden sich ganz einfach bei Zwift. Triathleten werden bei IRONMAN Virtual Racing fündig.

Diese Events haben den Fokus ganz klar auf dem Renncharakter. Wer sich mit anderen messen möchte oder eine bestimmte Rennlänge einfach schaffen möchte, findet hier tolle Möglichkeiten. Aus unserer Erfahrung, ist es mental oft leichter Bestleistungen abzurufen, wenn man Mitstreiter hat die einen mitziehen oder Konkurrenten die einen pushen. Je nachdem welchen Blickwinkel man hat. Das ist bei dieser Art von Rennen immer gegeben. Allerdings sind manche Dinge, wie die Renntaktik oft anderes als bei echten Rennen. Deswegen gibt es für Zwift Tipps für Radfahrer und Tipps für Läufer, damit das erste Rennen nicht zur Überraschung wird. Im ersten der beiden Artikel ist auch erklärt, wie man sich ein Event aussucht und sich dort anmeldet.

Für Triathleten gibt es das IRONMAN Virtual Racing. Dieses ist ein wenig anders aufgebaut. Events als Rennen gibt es hier an den Wochenenden, wobei die Distanzen variieren. Von der Sprintdistanz bis zum IRONMAN 70.3 ist alles dabei. Dabei werden die Events als Duathlon ausgetragen und man muss die beiden Läufe draussen laufen und den Bikesplit nach drinnen auf der Rolle auf einer ROUVY-Strecke fahren. Für Multisportler auf jeden Fall ein schönes Format, dass die Kombination aus Laufen und Radfahren virtuell ermöglicht. Als weiterer Anreiz starten an jedem Wochenende auch IRONMAN Profis bei diesen Rennen und man kann seine Zeiten mit denen der Pros vergleichen. Frei in der Zeiteinteilung ist man bei Challenges, die jeweils von Sponsoren präsentiert werden und wo man für absolvierte Leistungen Bonuspunkte bekommt mit denen man bestimmte Produkte mit Rabatt kaufen kann. Diese ähneln sehr stark den Challenges die man von Strava kennt.

Fazit zu den Virtual Races: Wer sich mit anderen messen möchte oder das erste Mal eine bestimmte Distanz schaffen möchte, der ist hier genau richtig. Für all diejenigen die sich bei Zwift messen möchten, hier gibt es auch sehr schöne Unterschiede in der Streckenauswahl. Leichtgewichte werden auf bergigen Strecken bessere Ergebnisse erzielen, wohingegen schwerere Sportler auf flachen Strecken die besseren Karten haben.

Für alle die sich gerne mit anderen messen möchten, geht das zu fast jeder Tages- und Nachtzeit.

PB Days

In den sozialen Netzwerken werden aktuell immer wieder Wochenenden ausgerufen, an denen man zeitgleich mit anderen Sportlern versucht seine persönliche Bestleistung (PB) über eine bestimmte Strecke (z.B. 10km) oder auf einem Rennkurs (z.B. Challenge Roth) zu verbessern.

Sich auf einen bestimmten Tag zu konzentrieren und gezielt darauf zu trainieren, erhöht definitiv die Motivation. Die Strecke kann sich dabei jeder selber aussuchen und vielleicht findet sich ja sogar ein Freund, der mit macht. Wenn nicht, fiebern hunderte oder tausende andere Sportler auf den diversen Kanälen mit auf diesen Tag hin. Dass alle dies fotografisch dokumentieren macht es möglich in Kontakt zu treten, den anderen anzufeuern und sich gegenseitig zu beglückwünschen. PB Days sind für Sportler die ihre Motivation auch aus der sozialen Interaktion ziehen, eine tolle Alternative.

Astrid Stienen

Photograph by Christian Decker

Club Races

Da Rennen mit einer großen Teilnehmerzahl momentan nicht “Corona sicher” ausgetragen werden können, werden immer mehr private Rennen organisiert. So kann man in einem kleinen Teilnehmerkreis sein eigenes Format bestimmen und sicher sein, kein Ansteckungsrisiko befürchten zu müssen.

Ihr könnt eure Vereinsmeisterschaften, ein Freundeskreisrennen oder eine Dorfmeisterschaft austragen. Dabei ist es egal welche Sportart oder Strecke ihr euch aussucht. Nutzt eure Garminuhren als Zeitmesser, definiert eine Strecke und startet mit Abstand. Ganz so wie die Einzelzeitfahren bei der Tour de France. Denkt daran, dass Rennen im öffentlichen Straßenverkehr nicht in allen Ländern erlaubt sind und das Verkehrsregeln auf jeden Fall eingehalten werden müssen. Sicherheit geht vor, deswegen sucht euch abgelegene Wege und Straßen.

Theoretisch geht so ein Format auch unabhängig von einem konkreten Tag über einen Zeitraum. Wenn ihr es an einem, bestimmten Tag macht, könnt ihr aber direkt eine Siegerehrung organisieren und beim Bier danach eure Heldengeschichten austauschen. Das ist doch auch, worum es beim Sport geht.

Persönliche Challenges

Mit einem voll gepackten Rennkalender sind andere Herausforderungen nicht immer sinnvoll ins Training integrierbar. Sei es der Wunsch eine Königsetappe der Tour de France mit 5000 Höhenmetern abzufahren, eine Ultra-Trail zu laufen oder einfach mal seinen persönlichen längsten Tag zu erleben. Wer seine Grenzen sucht oder Extremerfahrungen machen möchte, der kann dies jetzt tun, ohne dabei Kompromisse zu machen.

Momentan zählt aus Trainingssicht vor allem Kontinuität und die ist auch mit solch langen Tagen gewährleistet. Schnappt euch eure Schuhe, euer Bike oder was auch immer und definiert eure Grenzen neu. Ob es sinnvoll ist 300 Kilometer und mehr zu fahren oder mehr als 50 Kilometer zu laufen? Das muss sich jeder selber fragen. Aber für wen dies reizvoll ist, der hat jetzt die Gelegenheit dazu.

Bucket List

Die persönlichen Challenges haben sicher einige Überschneidungen mit der Bucket List. Aber hier kommt auch ein hoher Genußfaktor dazu. Wie wäre es statt Trainingslager einfach mal eine Trailtour durch die Berge mit Rucksack von Hütte zu Hütte zu machen? Oder sein Rad mit Rucksack mal bis ans Meer oder ins Gebirge zu fahren? Vielleicht willst Du auch einfach nur in einem glasklaren See baden oder eine Kanutour in der Wildnis machen. Warum nicht die Gelegenheit nutzen? Alles was draußen gemacht werden kann, kann man auch als Training nutzen und in den Trainingsplan einbeziehen. Also, sprecht mit eurem Coach und macht das wofür ihr sonst nicht immer die Zeit habt.

Fazit: Es gibt genug zu tun.

Wir haben hier nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten für euch rausgesucht. Der Fantasie sind wir so oft keine Grenzen gesetzt. Das einzige was ihr braucht ist Initiative. Nehmt euch das Format raus, was euren Interessen am nächsten kommt und dann rockt ihr das. Ganz genauso, wir ihr das bei einem richtigen Rennen auch gemacht habt. Die kommen nämlich irgendwann auch wieder. Und bis dahin haben wir trotzdem unseren Spaß.

Motivation – nicht nur in Corona Zeiten

Motivation – nicht nur in Corona Zeiten

Motivation – nicht nur in Corona Zeiten

23

July, 2020

Motivation

Von Janine Jung:

 

Wir alle wollten es wahrscheinlich Anfang des Jahres noch nicht wahrhaben, dass auch uns das Corona-Virus treffen wird und plötzlich alle geplanten Wettkämpfe nicht stattfinden werden. Doch genau so ist es nun im Jahr 2020 gekommen. Und auch wenn noch der eine oder andere Wettkampf provisorisch auf der Agenda steht, sehen wir uns alle gezwungen uns mit dem Gedanken anzufreunden, dass es vielleicht dieses Jahr doch keinen Wettkampf mehr geben wird.

Zum Start der Corona Zeit konnte man noch viele Blog Einträge dazu lesen, wie man sein Training nun richtig gestalten solle für die kommenden Monate, um Schwächen zu verbessern. Je länger jedoch Corona dauerte, desto mehr Einträge konnte man zum Thema Motivation lesen und wie man diese in der sehr unsicheren Zeit beibehält.

Mir wurde erst durch diese Einträge und Gespräche mit meiner Trainerin, Astrid, sowie meinem Partner bewusst, dass ich eigentlich zu keinem Zeitpunkt ein wirkliches Motivationstief für das Triathlon-Training hatte. Dies brachte mich zum Nachdenken, wieso bin ich weiterhin motiviert obwohl auch bei mir voraussichtlich kein Wettkampf dieses Jahr stattfinden wird? Ich denke es lässt sich auf ein paar wenige Punkte reduzieren, welche ich hier niederschreiben möchte.

1. Sich bewusst werden, wieso man den Sport überhaupt gerne macht

 

Was hat mich überhaupt dazu bewegt mit Triathlon anzufangen? Ich habe lange Leistungssport gemacht und dann kam bei mir der klassische Abbruch, von 100% auf null und damit leider auch ein ungesunder Lebensstil. Nichts mehr war übrig von der sportlichen Person, welche ich einmal war. 10 Jahre nach dem Beenden meiner «Sportkarriere» kam dann mit meinem ersten Rennrad plötzlich die Freude an Bewegung und der Genuss der Natur zurück. Und wie so oft, führte eine Wette zu meinem ersten Triathlon Wettkampf. Wie bei vielen anderen auch. Dies führte dann zu meinem ersten 70.3. Das Wettkampfgefühl ist einfach ein Traum, dennoch ist es nicht nur der Wettkampf, der mich begeistert zu trainieren. Viel mehr ist es zu spüren wie mein Körper sich wieder zu dem entwickelt wie ich ihn von früher kannte: sportlich und zuverlässig. Und genau diese Entwicklung meines Körpers gibt mir jeden Tag Motivation weiter zu trainieren, egal ob ein Wettkampf da ist oder nicht. Ich kann mich seit 10 Jahren endlich wieder im Spiegel anschauen und bin zufrieden und stolz auf meinen Körper. Und dieses Gefühl möchte ich nicht mehr missen, und dies kann mir auch Corona nicht nehmen.

Am Pass

Photograph by Janine Jung

2. Vorteile sehen

 

Hat die aktuelle Situation eventuell auch positive Seiten? Ja, die gibt es sogar. 😊 In meinem Fall, durch das Homeoffice fielen zwei Stunden Arbeitsweg weg und ich konnte mehr trainieren. Dies wollte ich schon immer und nun bot sich die Möglichkeit an ohne Handstände zu machen. Dieses Privileg wäre ohne Corona nicht passiert und so eine Chance sollte man mit einem Handkuss begrüssen. Think positiv.

Corona hat uns also nur die letzten 5% «gestohlen» und glücklicherweise haben wir immer noch das Privileg uns bewegen zu dürfen und die Natur in ihrer vollen Schönheit zu geniessen.

3. Das Training hilft dem Tag Struktur zu geben

 

In der unsicheren Zeit mit Homeoffice und dem Verlust der Tagesstruktur half mir das Training weiterhin eine Struktur beizubehalten. Zusätzlich hatte ich so jeden Tag etwas vorauf ich mich freuen konnte. Und ja, es war halt nicht das Schwimmen aber zum Glück gibt es ja noch das Laufen und Rad. Können also immer noch aussuchen. Zusätzlich kam natürlich noch der Effekt dazu, dass Sport generell einfach hilft auch die schlechten News mal für ein paar Stunden zu vergessen.

Janine Jung

Photograph by Janine Jung

4. Einen Coach zu haben

 

Ich war schon immer der Überzeugung, dass ich die Fortschritte nur dank meiner großartigen Trainerin mache. Und während Corona wurde mir dies noch bewusster. Wenn der Trainingstag geplant ist und man nicht überlegen muss was man machen soll, dass motiviert schon gewaltig und der Schweinehund verschwindet auch von ganz allein. Schliesslich will man im wöchentlichen Update was zu erzählen haben. Und wenn jemand ganz tolle Wege findet das Training abwechslungsreich zu gestalten, dann ein Coach. Mit dem Nebeneffekt, dass man sich auch noch verbessert 😊.

5. Neue Ziele setzen, z.B. Bucket-List abarbeiten

 

Seit ich mit dem Rennrad angefangen habe, gab es für mich so ein paar Strecken, die ich schon immer mal machen wollte. Doch vor 2 Jahren habe ich mir diese körperlich noch nicht zugetraut bzw. letztes Jahr hätten sie mit der Wettkampfvorbereitung konkurriert. Aber in diesem Jahr war ich fit genug und musste auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich eine Einheit mache, die wohl trainingstechnisch nicht so viel bringt, aber mir dafür unglaublich viel Freude bereitet. Und so kam es, dass meine Trainerin und ich diese Ausfahrten in meinen Trainingsplan eingebaut haben. Somit gab es meine erste lange Passfahrt, meinen ersten Tag mit >8 Std auf dem Rad und meiner ersten Bike-Packing Tour. Erlebnisse die ich wohl nicht mehr so schnell vergessen werde! Natürlich habe ich es mir auch nicht nehmen lassen einen 5km Testlauf zu machen. Ich habe einfach gemerkt wie stark ich mich entwickelt habe und wollte dies «schriftlich» festhalten. Kurzerhand habe ich eine Freundin organisiert die als Pace-Makerin diente. Und Schwups, da kam dann doch auch Nervosität hoch und schon fast ein wenig Wettkampfgefühl.

All diese Punkte haben für mich persönlich dazu geführt, dass ich praktisch nie Motivationsprobleme hatte bzw. mir die Frage gestellt habe wieso ich dies überhaupt mache. Klar, dies heisst nicht, dass ich jedes Intervalltraining mit Freude gestartet habe 😉. Aber dieses Gefühl kenne ich ja auch zu normalen Zeiten. Auch ich vermisse die Wettkämpfe, aber ich hätte wohl das Training viel mehr vermisst, wenn ich dies nicht mehr hätte machen dürfen. Corona hat uns also nur die letzten 5% «gestohlen» und glücklicherweise haben wir immer noch das Privileg uns bewegen zu dürfen und die Natur in ihrer vollen Schönheit zu geniessen. Und wenn dann der Wettkampf wieder vor der Tür steht, werde ich ihn wohl noch mehr geniessen als bisher!

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