Motivation – nicht nur in Corona Zeiten

23

July, 2020

Motivation

Von Janine Jung:

 

Wir alle wollten es wahrscheinlich Anfang des Jahres noch nicht wahrhaben, dass auch uns das Corona-Virus treffen wird und plötzlich alle geplanten Wettkämpfe nicht stattfinden werden. Doch genau so ist es nun im Jahr 2020 gekommen. Und auch wenn noch der eine oder andere Wettkampf provisorisch auf der Agenda steht, sehen wir uns alle gezwungen uns mit dem Gedanken anzufreunden, dass es vielleicht dieses Jahr doch keinen Wettkampf mehr geben wird.

Zum Start der Corona Zeit konnte man noch viele Blog Einträge dazu lesen, wie man sein Training nun richtig gestalten solle für die kommenden Monate, um Schwächen zu verbessern. Je länger jedoch Corona dauerte, desto mehr Einträge konnte man zum Thema Motivation lesen und wie man diese in der sehr unsicheren Zeit beibehält.

Mir wurde erst durch diese Einträge und Gespräche mit meiner Trainerin, Astrid, sowie meinem Partner bewusst, dass ich eigentlich zu keinem Zeitpunkt ein wirkliches Motivationstief für das Triathlon-Training hatte. Dies brachte mich zum Nachdenken, wieso bin ich weiterhin motiviert obwohl auch bei mir voraussichtlich kein Wettkampf dieses Jahr stattfinden wird? Ich denke es lässt sich auf ein paar wenige Punkte reduzieren, welche ich hier niederschreiben möchte.

1. Sich bewusst werden, wieso man den Sport überhaupt gerne macht

 

Was hat mich überhaupt dazu bewegt mit Triathlon anzufangen? Ich habe lange Leistungssport gemacht und dann kam bei mir der klassische Abbruch, von 100% auf null und damit leider auch ein ungesunder Lebensstil. Nichts mehr war übrig von der sportlichen Person, welche ich einmal war. 10 Jahre nach dem Beenden meiner «Sportkarriere» kam dann mit meinem ersten Rennrad plötzlich die Freude an Bewegung und der Genuss der Natur zurück. Und wie so oft, führte eine Wette zu meinem ersten Triathlon Wettkampf. Wie bei vielen anderen auch. Dies führte dann zu meinem ersten 70.3. Das Wettkampfgefühl ist einfach ein Traum, dennoch ist es nicht nur der Wettkampf, der mich begeistert zu trainieren. Viel mehr ist es zu spüren wie mein Körper sich wieder zu dem entwickelt wie ich ihn von früher kannte: sportlich und zuverlässig. Und genau diese Entwicklung meines Körpers gibt mir jeden Tag Motivation weiter zu trainieren, egal ob ein Wettkampf da ist oder nicht. Ich kann mich seit 10 Jahren endlich wieder im Spiegel anschauen und bin zufrieden und stolz auf meinen Körper. Und dieses Gefühl möchte ich nicht mehr missen, und dies kann mir auch Corona nicht nehmen.

Am Pass

Photograph by Janine Jung

2. Vorteile sehen

 

Hat die aktuelle Situation eventuell auch positive Seiten? Ja, die gibt es sogar. 😊 In meinem Fall, durch das Homeoffice fielen zwei Stunden Arbeitsweg weg und ich konnte mehr trainieren. Dies wollte ich schon immer und nun bot sich die Möglichkeit an ohne Handstände zu machen. Dieses Privileg wäre ohne Corona nicht passiert und so eine Chance sollte man mit einem Handkuss begrüssen. Think positiv.

Corona hat uns also nur die letzten 5% «gestohlen» und glücklicherweise haben wir immer noch das Privileg uns bewegen zu dürfen und die Natur in ihrer vollen Schönheit zu geniessen.

3. Das Training hilft dem Tag Struktur zu geben

 

In der unsicheren Zeit mit Homeoffice und dem Verlust der Tagesstruktur half mir das Training weiterhin eine Struktur beizubehalten. Zusätzlich hatte ich so jeden Tag etwas vorauf ich mich freuen konnte. Und ja, es war halt nicht das Schwimmen aber zum Glück gibt es ja noch das Laufen und Rad. Können also immer noch aussuchen. Zusätzlich kam natürlich noch der Effekt dazu, dass Sport generell einfach hilft auch die schlechten News mal für ein paar Stunden zu vergessen.

Janine Jung

Photograph by Janine Jung

4. Einen Coach zu haben

 

Ich war schon immer der Überzeugung, dass ich die Fortschritte nur dank meiner großartigen Trainerin mache. Und während Corona wurde mir dies noch bewusster. Wenn der Trainingstag geplant ist und man nicht überlegen muss was man machen soll, dass motiviert schon gewaltig und der Schweinehund verschwindet auch von ganz allein. Schliesslich will man im wöchentlichen Update was zu erzählen haben. Und wenn jemand ganz tolle Wege findet das Training abwechslungsreich zu gestalten, dann ein Coach. Mit dem Nebeneffekt, dass man sich auch noch verbessert 😊.

5. Neue Ziele setzen, z.B. Bucket-List abarbeiten

 

Seit ich mit dem Rennrad angefangen habe, gab es für mich so ein paar Strecken, die ich schon immer mal machen wollte. Doch vor 2 Jahren habe ich mir diese körperlich noch nicht zugetraut bzw. letztes Jahr hätten sie mit der Wettkampfvorbereitung konkurriert. Aber in diesem Jahr war ich fit genug und musste auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich eine Einheit mache, die wohl trainingstechnisch nicht so viel bringt, aber mir dafür unglaublich viel Freude bereitet. Und so kam es, dass meine Trainerin und ich diese Ausfahrten in meinen Trainingsplan eingebaut haben. Somit gab es meine erste lange Passfahrt, meinen ersten Tag mit >8 Std auf dem Rad und meiner ersten Bike-Packing Tour. Erlebnisse die ich wohl nicht mehr so schnell vergessen werde! Natürlich habe ich es mir auch nicht nehmen lassen einen 5km Testlauf zu machen. Ich habe einfach gemerkt wie stark ich mich entwickelt habe und wollte dies «schriftlich» festhalten. Kurzerhand habe ich eine Freundin organisiert die als Pace-Makerin diente. Und Schwups, da kam dann doch auch Nervosität hoch und schon fast ein wenig Wettkampfgefühl.

All diese Punkte haben für mich persönlich dazu geführt, dass ich praktisch nie Motivationsprobleme hatte bzw. mir die Frage gestellt habe wieso ich dies überhaupt mache. Klar, dies heisst nicht, dass ich jedes Intervalltraining mit Freude gestartet habe 😉. Aber dieses Gefühl kenne ich ja auch zu normalen Zeiten. Auch ich vermisse die Wettkämpfe, aber ich hätte wohl das Training viel mehr vermisst, wenn ich dies nicht mehr hätte machen dürfen. Corona hat uns also nur die letzten 5% «gestohlen» und glücklicherweise haben wir immer noch das Privileg uns bewegen zu dürfen und die Natur in ihrer vollen Schönheit zu geniessen. Und wenn dann der Wettkampf wieder vor der Tür steht, werde ich ihn wohl noch mehr geniessen als bisher!
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